Andacht Januar 2024

Liebe Geschwister und liebe Freunde der Gemeinde,

ein herzliches Willkommen im neuen Jahr.

Die Jahreslosung der Herrnhuter Brüdergemeinde für 2024 lautet: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 1. Kor. 16,14

Der Schlüsselbegriff in diesem Vers ist „Liebe“. Die Liebe wird im Neuen Testament als das höchste Gebot dargestellt. Sie ist eine bewusste Entscheidung und erfordert aktive Teilnahme und Engagement. Sie bezieht sich auf alles – Gedanken, Worte und Taten. Paulus fordert die Gläubigen auf, alles aus Liebe heraus geschehen zu lassen. Das bedeutet auch im Umgang miteinander, innerhalb der Gemeinde sowie mit Nicht-Gläubigen außerhalb der Gemeinde. Es geht darum, anderen gegenüber respektvoll zu sein und sie so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, geprägt von gegenseitiger Achtung, Rücksichtnahme und Vergebungsbereitschaft. Soweit die Theorie.

Aber praktisch betrachtet, ist das manchmal nicht so einfach mit der Liebe untereinander. Dann geht es nämlich so: Wenn du mich liebhast und brav bist, habe ich dich auch lieb. Wenn du mich aber nicht genau so liebst, wie ich mir das vorstelle, Dinge sagst, die ich nicht hören will, meine Meinung nicht teilst. Was dann? Bin ich dann verletzt? Ich könnte mir einen riesigen, weißen Verband um den Kopf oder die Hand wickeln, damit man meine Verletzungen besser würdigen kann. Es soll sogar Zeitgenossen geben, die sich auch noch Datum und Uhrzeit der vermeintlichen Verletzungen als Beweis notieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Je mehr „Verbandsschichten“ der Rechtfertigung und Beschuldigung des Anderen ich auftrage, umso mehr bekomme ich wahrscheinlich von dem einen oder anderen Beobachter tatsächlich ehrliches Bedauern vermittelt, weil es mir ja richtig furchtbar geht und man mich so ungerecht behandelt hat. Interessant ist, dass diese „Verletzungen“ aber trotz des großen Verbandes nicht heilen. Sie wurden nicht desinfiziert, nicht gereinigt. Dann fängt das an zu eitern und wehzutun. Und dann kommen richtige Schmerzen. Und wenn ich diesen Verband jahrelang nicht in Ordnung bringe, werden Geschwüre und sehr schwere Krankheiten daraus. Nicht bei dem Anderen, den ich beschuldige, sondern bei mir selbst.

Deshalb: Gebt Bitterkeit, Zorn, Groll und Unversöhnlichkeit keinen Raum. Jesus ist für uns, also auch für dich und mich, geboren und gestorben. Er hat alle unsere Schuld schon bezahlt. Auch deine und meine. Oder warst du schon so perfekt, dass du keine Vergebung brauchtest? Wenn Jesus dir also vergeben hat, warum weigerst du dich, deinen Brüdern und Schwestern in Christus zu vergeben?

Dazu die folgende kleine Geschichte:

„Vor langer Zeit lebten in einem fernen Land zwei benachbarte Dörfer - das Dorf der Rosen und das Dorf der Lilien. Die Bewohner beider Dörfer waren stolz auf ihre prächtigen Blumenfelder.

Eines Tages brach ein heftiger Sturm über die Gegend herein. Die starken Winde zerstörten viele Blumenfelder in beiden Dörfern. Die Dorfbewohner machten jeweils das andere Dorf für den Sturm verantwortlich. Mitten im Streit standen zwei Kinder auf - eines aus jedem Dorf - namens Anna und David. Sie hatten sich noch nie zuvor getroffen, aber sie hielten sich an den Händen fest. Anna sagte traurig: ,Warum streiten wir uns? Unsere Blumen sind zerstört.‘ David nickte zustimmend: ,Ja, aber wir können neue pflanzen.‘

Die beiden Kinder begannen gemeinsam damit, neue Pflanzen zu setzen - Rose neben Lilie - ohne Rücksicht darauf welche Pflanze auf wessen Feld stehen würde. Als sie älter wurden, blühten dort, wo sie gepflanzt hatten, wunderschöne Rosen- und Lilien-Felder. Ihr Beispiel inspirierte auch andere Menschen, alte Feindschaften zu begraben. Wenn man also aus reiner Liebe handelt, können die wunderbarsten Dinge passieren.“

Seid gesegnet und behütet!

eure Grit