Jahreslosung 2022: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Johannes 6,37

Liebe Geschwister, liebe Freunde!

Kennt ihr eigentlich schon die Geschichte von Annie? Nein? Na, dann möchte ich sie euch kurz erzählen.

Die Geschichte spielt in der Weihnachtszeit 2021. Annie ist ein hübsches, unbeschwertes Mädel - voller Energie und Tatendrang. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in einer freikirchlichen Gemeinde, wie es so viele landauf, landab gibt. Sie hatte einen stressigen Tag hinter sich und schlief doch tatsächlich mir nichts, dir nichts im gemütlichen Ohrensessel des warmen Stübchens ihrer Großmutter ein. Und im Handumdrehen begann sie zu träumen:

In ihrem Traum schien die Gnadenzeit in manchen Gemeinden schon zu Ende zu sein. Mächtig trutzten die verschlossenen Türen der prächtig sanierten Gebäude den Tränen und dem Jammern der Armen, Hilflosen und einsam Flehenden. Eine arme Frau mit gebrochenem Herzen pochte hilfesuchend und voller Angst an die Tür. „Waaas, du hast Hunger? Geh' und arbeite! Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen!“ knallten die Worte scharf wie Peitschenhiebe.

Ein hinkender Mann mit einem lahmen Bein stand bettelnd in der kalten Weihnachtszeit am Fenster. „Waaas, du brauchst Hilfe? Du nichtsnutziger Dummkopf. Da musst du zu den Ämtern. Hol' dir doch dort deine Almosen. Wir sind nicht zuständig. Wo kommen wir denn da hin? Wenn wir dir helfen, könnten auch noch andere was haben wollen. Was bleibt denn da für uns? Fort mit dir!“

Das alte Mütterchen bekam sogar noch beißenden Spott übergezogen: „Waaas, du bist einsam und allein? Hast wohl keinen Mann abgekriegt, was?“ giftete es heraus. „Und zum Kinderkriegen warst du auch noch zu faul. Das hast du nun davon.“ Auch die Frau mit Kindern bekam ihr Fett weg: „Deine Kinder wollen nichts von dir wissen? Und dein Mann ist weggelaufen? Du Versagerin. Das ist doch wohl Beweis genug für deine Unfähigkeit.“ „Ich schaffe es nicht allein“, stammelte traurig der Greis. „Waaas? Geh' doch zu deiner Familie, die sollen sich kümmern. Wir haben mit deinem Elend nichts zu tun.“

Die Versammelten hatten inzwischen die Türen und Fenster fest verrammelt und verriegelt. Auch das Licht hatten sie vorsichtshalber gelöscht, denn die Bedürftigen sollten nicht merken, wie gut man es sich drinnen bei üppigem Mahl in wohliger Wärme gehen ließ. Fest blickten sie sich in die Augen und sagten zueinander: „Wie gut, dass unser Gott nur mit uns ist. Mit uns, den Tüchtigen, den Perfekten, denen alles gelingt und nicht mit den Verlierern da draußen.“ Sie sprachen ihren kalten und stolzen Dank dermaßen laut aus, dass er selbst das Gejammer der Elenden übertönte.“ Sie waren so damit beschäftigt, einander in Demut zu übertrumpfen, dass sie gar nicht bemerkten, dass die Hilfeschreie verstummt waren. Wer konnte, war schon lange weggelaufen. Andere waren gestorben. Selbst Jesus war in dieser Gemeinde nicht mehr zu finden. Und getreu dem Motto: „Widersteht dem Feind nicht, sondern gebt ihm möglichst viel Raum, dann bleibt er mit Sicherheit bei euch und tanzt sogar Polka mit jedem Einzelnen“, stritten sie sich fortan was das Zeug hielt. Einer hielt dem Anderen immer wieder alle Fehler, Verletzungen und Vergehen vor. Und damit auch ja keine Sünde der Anderen vergessen wurde, wärmte man sie immer wieder auf. Besonders Fleißige trugen sie sogar in das „Große Buch der Sünde und Schuld“ ein. Jeder war von seinem Recht und seiner eigenen Gerechtigkeit überzeugt. Ihre Herzen wurden hart und härter und ihre Sinne vernebelt, dass sie den Ausweg nicht mehr fanden. Und so bemerkten sie nicht, dass das wahre Wunder des Kreuzes, die umfassende Vergebung und Erneuerung, die ganze Zeit greifbar direkt vor ihnen stand.

Schweißgebadet wachte Annie auf. Das blanke Entsetzen saß ihr im Nacken. Was um alles in der Welt war das? Da wurde ihr beim Blick auf das prasselnde, wohlig wärmende Kaminfeuer gewahr, dass alles nur ein Traum war. Wie gut. Wie herrlich. Hatte sie doch eine Gemeinde, wo man man einander mit Respekt und Liebe begegnete und sich von ganzem Herzen vergeben konnte. Die vergebene Schuld wurde im Ozean versenkt und zwar genau dort, wo er am tiefsten war. Nicht eigenes Wohl und Bequemlichkeit und die eigene Ehre standen im Mittelpunkt, sondern Jesus Christus und seine Verherrlichung. Der Dienst am Bedürftigen, am Notleidenden, war ganz selbstverständlich. Sicher gab es manche Schwierigkeiten zu überwinden. Aber mit einer guten Portion Glauben und Zuversicht ist alles möglich. Und so wurde Annies Gemeinde zu einem Leuchtfeuer für die ganze Umgebung, denn die Türen der Gemeinde und der Herzen standen weit offen für Menschen in Not, für ihre Leiden und Probleme und ihre Bedürftigkeit. Und das nicht nur in guten Zeiten, sondern ganz besonders auch in den schweren Zeiten.

Liebe Geschwister, meine Geschichte von Annie endet an dieser Stelle. In der Geschichte unserer Gemeinde wird in 2022 ein neues Kapitel aufgeschlagen. Deshalb lasst uns mit Mut, Glauben und Zuversicht herantreten und Gemeinde bauen!

Herzlichst,

eure Grit.